Das soziale Klima in Berlins Großsiedlungen steht unter Druck, wie Strukturdaten zeigen, die Expert*innen am 27. Mai 2024 im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses präsentierten. Die Veränderungen in der Bewohner*innenstruktur könnten zur Überforderung der Nachbarschaften führen, warnten die Wissenschaftler*innen und stellten drastische Forderungen auf. Eine Million Menschen – also jede*r vierte Berliner*in – wohnt in einer der 51 Großwohnsiedlungen der Stadt. Diese Zahl steigt, da neue Siedlungen an den Stadträndern entstehen und bestehende verdichtet werden. Laut einer Studie des Kompetenzzentrums Großsiedlungen e.V. ist der Anteil von Haushalten mit Transferbezug (19 Prozent) und von in Armut lebenden Kindern (43,8 Prozent) in großen Wohngebieten doppelt so hoch wie in anderen Berliner Quartieren. Besonders dramatisch ist die Situation in den westlichen Stadtbezirken, wo jedes zweite Kind unter Bürger*innengeld-Bedingungen aufwächst. Die Großsiedlungen sind ungleich verteilt: Während sie sich im Nordosten konzentrieren, gibt es im Südwesten, insbesondere in Steglitz-Zehlendorf, kaum Bestände. Wissenschaftler Bernd Hunger appellierte an die Abgeordneten und Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD – Sozialdemokratische Partei Deutschlands), bei der Stadtplanung sorgfältig vorzugehen, da die Großsiedlungen die nächste Generation prägen. Hunger betonte die Notwendigkeit, nicht nur auf sozialen Wohnungsbau zu setzen, sondern auch Angebote für einkommensstärkere Gruppen zu schaffen. Er forderte flexiblere Einkommensgrenzen im geförderten Wohnraum und erwog Obergrenzen für den Zuzug bestimmter Gruppen, um die Nachbarschaften nicht weiter zu belasten. Dies könnte für Arbeitslose und Menschen mit Migrationshintergrund gelten.